Mantrailing

Der Begriff Mantrailing stammt aus dem Englischen und beschreibt das Verfolgen einer menschlichen (Geruchs-) Spur.

Im Gegensatz zum Flächensuchhund verfolgt der Mantrailer die individuelle Geruchsspur einer vermissten Person. Er verfolgt diese Spur (Trail) vom letzten bekannten Aufenthaltsort bis zu der zu suchenden Person und zeigt diese an.

Wie ist das möglich?

Jeder Mensch verliert ca. 40.000 Hautzellen pro Minute sowie gasförmige Gerüche. Diese sind so individuell wie der Fingerabdruck und legen sich nach Verlassen des Körpers am Boden ab. Jeder Mensch hinterlässt damit seine Geruchsspur, welche vom Mantrailer verfolgt werden kann. Möglich ist dies durch die enorme Geruchsleistung unserer Hunde, welche mit ca. 240 Millionen Geruchszellen (je nach Rasse) über 20 mal mehr Geruchszellen verfügen als der Mensch.

Die Geruchsspur unterliegt vielen „internen“ sowie „externen“ Einflüssen, über die wir leider nur theoretisch reflektieren und aus Erfahrungswerten lernen können.

Interne Einflüsse sind z.B.: Ernährungsverhalten, evtl. Einnahme von Medikamenten oder Drogen sowie als wichtigste Komponente die emotionale Lage der vermissten Person. Der Faktor „Angst“ z. B. beeinflusst die Transpiration sowie die hormonelle Zusammensetzung der menschlichen Ausscheidungen. Das kommt der Natur des Hundes entgegen, einen solchen Trail zu verfolgen. Im Gegensatz dazu kann das wahrscheinlich recht emotionslose Verschwinden eines an Demenz erkrankten Menschen die Suche erschweren.

Externe Einflüsse sind z. B.: Alter der Spur, Temperatur und Feuchtigkeit der Umgebung, Wind, Verkehr, starke Gerüche sowie der Untergrund, über welchen der Trail führt. Alle diese genannten Faktoren müssen beim Einsatz des Mantrailers berücksichtigt werden, da sich diese unmittelbar auf das Verhalten der individuellen Geruchsspur auswirken.

Wie arbeitet der Mantrailer?

Der Suchhund wird an einer 5-10 m langen Leine am Suchgeschirr geführt. Diese Leinenlänge gewährt dem Hund einen entsprechenden Bewegungsradius und erlaubt es ihm, die Spur „auszuarbeiten“. Dem Hund ist es vorbehalten, die Richtung zu bestimmen. Der Hundeführer wird dabei allerdings nicht nur „hinterher gezogen“. Er muss seinen Hund „lesen“, ihn ggf. korrigieren oder Lösungen anbieten sowie oben genannte Einflüsse berücksichtigen, um so gemeinsam als Mensch-Hund-Team zum Erfolg zu kommen.

Die Suche nach einer vermissten Person beginnt mit der Gabe eines Geruchsartikels.

Mit Hilfe dieses Gegenstandes, der eindeutig mit dem Geruch der zu suchenden Person behaftet ist, kann der Mantrailer aus den unzähligen Gerüchen der Umgebung die richtige Geruchsspur aufnehmen, herausfiltern, die Spur der vermissten Person ausfindig machen und diese über mehrere Kilometer bis zum Aufenthaltsort der Person verfolgen.

Wo arbeitet der Mantrailer?

Der Mantrailer kann überall eingesetzt werden, wo eine Person verschwunden ist und deren letzter Aufenthaltsort bekannt ist. Dies kann in belebten Stadtgebieten der Fall sein, genauso wie in Wald- und Feldgebieten. Das Verfolgen eines Trails ist grundsätzlich überall möglich, wobei dabei immer die oben erwähnten „Einflüsse“ vom Mantrailer berücksichtigt werden müssen.

Wie wird der Mantrailer ausgebildet, welche Voraussetzungen sind notwendig?

Die Ausbildung des Suchhundes sollte im günstigen Fall bereits im Welpenalter, spätestens im Junghundealter, beginnen und dauert mind. 2 Jahre, oftmals auch länger. Der Hund sollte Menschen gegenüber sehr freundlich eingestellt sein und eine große Arbeitsbereitschaft bzw. Motivation mitbringen. Im optimalen Fall setzt er bereits im Welpenalter oft und gerne seine Nase ein.

Damit erklärt sich der Umstand, dass als Mantrailer insbesondere Jagdhunderassen, aber auch Bloodhounds oder Schäferhunde eingesetzt werden.

Für das Team sind zudem Gesundheit und Ausdauer, sowie psychische und physische Belastbarkeit unabdingbar.

Ein zuverlässig und freudig arbeitender Suchhund, interne Überprüfungen sowie die polizeiliche Überprüfung durch die hessische Polizei (Abt. Diensthundewesen in Mühlheim) qualifizieren den Mantrailer für den Einsatz in Hessen.

Zusammenwirken von Suchhunden

Neben dem eigentlichen Ziel, die vermisste Person unmittelbar aufzufinden, kann der Mantrailer aber auch wichtige Hinweise zur Abgangsrichtung oder zu einem einzugrenzenden Suchgebiet liefern. Eine anschließende Suche mit Flächensuchhunden oder anderen Hilfskräften kann so zielgerichtet erfolgen.

Grundsätzlich sollte jeder Einsatz von Mantrailern oder Flächensuchhunden, bzw. die Kombination beider, entsprechend der individuellen Situation erfolgen.

Wo liegen die Grenzen?

Die zeitlichen Grenzen für einen erfolgreichen Trail werden sehr unterschiedlich diskutiert. Sprechen die einen von einer mehreren Monate alten, verfolgbaren Spur, halten andere bereits ein Alter von 8-10 Stunden als Grenze. Da die bereits erwähnten internen sowie externen Einflüsse keine einheitliche Beurteilung eines jeden Sucheinsatzes zulassen, kann hier wohl auch keine abschließende Beurteilung stattfinden. Allerdings ist es zweifelsfrei notwendig zu erwähnen, dass die Erfolgsaussichten mit fortschreitendem Alter des Trails abnehmen.

Wünschenswert wäre daher der Einsatz des Mantrailers innerhalb der ersten 12 Stunden nach Verschwinden der Person. Unter günstigen Bedingungen lässt sich die Spur auch darüber hinaus verfolgen, allerdings nimmt die Wahrscheinlichkeit für ein Auffinden nicht-linear ab (siehe Diagramm unten).

Diagramm Auffindwahrscheinlichkeit

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